Substanzielle Werte für Natters

Worum geht es eigentlich?

Der meiste Wald in und um Natters gehört der sogenannten Gemeindegutsagrargemeinschaft (GGAG) – Mitglieder sind 38 überwiegend nicht mehr aktive Landwirte und eben die Gemeinde. Als die Hackschnitzelanlage für den Gebäudekomplex Volksschule, Kindergarten, Gemeindesaal, Haus Maria gebaut wurde, wurden auch Verträge abgeschlossen, die das Nutzungsrecht für das Natterer Holz neu regeln. So sollte sichergestellt werden, dass die Hackschnitzelanlage gut betrieben werden konnte – an und für sich ja eine sehr gute Sache, darum haben damals auch die Mandatare der Bürgerliste dafür gestimmt. Damals wurde für die Hackschnitzellieferung auch eine eigene Genossenschaft, die Regionalenergie Natters, gegründet - Mitglieder der Regionalenergie sind die Mitglieder der Agrargemeinschaft, außer der Gemeinde.

 

 

Und was ist in diesem Jahr passiert?

 

Nach der Wahl im Frühjahr 2022 wurde unsere Listenerste Anna Koch zur Substanzverwalterin bestellt, das heißt sie war dafür verantwortlich, dass mit dem Gemeindegut in dieser GGAG gut gewirtschaftet wird – eine wichtige Aufgabe, denn das Geld der Gemeinde ist ja auch das Geld aller Natterer:innen. Anna, die selbst diplomierte Forstwirtin ist, hat sich darum die Verträge und die Buchhaltung sehr genau angeschaut, und wurde ziemlich schnell ziemlich stutzig. Denn ihre Berechnungen deuten darauf hin, dass die Gemeinde nicht den Anteil am Gewinn bekommt, der ihr – und damit den Natterer:innen – eigentlich zustehen würde. Dass Anna nicht alle Dokumente und Abrechnungen dazu sehen durfte und nie detaillierte Zahlen des Holzeinschlags der vergangenen Jahre bekam, hat ihre Bedenken natürlich noch verstärkt.

 

 

Doch plötzlich wurde sie als „nicht tragbar“ für die Dorfgemeinschaft bezeichnet, ihr wurde „haltlose Unterstellung“ vorgeworfen, sie würde „Unfrieden ins Dorf bringen“. In der Gemeinderatssitzung vom 18.1.2023 wurde Anna Koch als Substanzverwalterin abgewählt, dieser Job wird nun von Bürgermeister Marco Untermarzoner persönlich übernommen. In ihrem letzten Bericht vor der Abwahl trug Anna die ihr bekannten Fakten und die Gründe für ihre Zweifel am Nutzen der Holzverträge für die Gemeinde vor. Der Bericht wurde nicht protokolliert, statt dessen wurden die Folien mit denen Anna ihn gehalten hatte als Anlage dem Protokoll beigefügt. Da das Protokoll aber ohne Annas Folien von der Gemeinde Natters im Internet veröffentlicht wurde, stellen wir sie nun allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern von Natters zur Verfügung:

Download
Folien Bericht Substanzverwalterin_18.1.
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Wie geht es weiter?

 

In der gleichen Sitzung, in der Anna als Substanzverwalterin abgelöst wurde, wurde vom Gemeinderat ein Arbeitskreis beschlossen, der die Sachlage klären soll. Wir bleiben jedenfalls dran, am Holzertrag der Natterer:innen!

 

 

Noch ein paar Anmerkungen zur Präsentation:

 

In der vierten Folie wird die Benachteiligung der Gemeindegutsagrargemeinschaft Natters (GGAG) und damit der Gemeinde gegenüber den anderen Mitgliedern der Agrargemeinschaft dargestellt.

 

Im Jahr 2017 wurde der Holzertrag der Mitglieder nicht ausbezahlt, sondern als Startkapital in die Regionalenergie Natters eingebracht.

 

 

In der Folie sind die Holzerträge der Mitglieder der Agrargemeinschaft den Holzeinnahmen der Gemeindegutsagrargemeinschaft graphisch gegenübergestellt. Die blauen Balken enthalten die Summe der Beträge die den Mitgliedern der Agrargemeinschaft in jedem Kalenderjahr auf deren Bankkonten bar eingezahlt wurde. Ermittelt wurde die Summe, in dem die Kontoeinzahlungen eines Vollmitglieds pro Kalenderjahr mal 39,5 (= Summe der Anteile) multipliziert wurden.

 

 

Zum Beispiel wurden im Jahr 2016 je Vollmitglied im Februar € 1.500 als „Holzverkauf“ und im Dezember € 1.000 als „Rundholzverkauf“ bar auf deren Bankkonto eingezahlt. € 2.500 multipliziert mal 39,5 ergibt € 98.750, wie aus der Graphik ersichtlich.

 

 

In den rotbraunen Balken sind die tatsächlichen Holzerträge der GGAG im Erntejahr dargestellt. In den Kalenderjahren 2015, 2016 und 2017 wurden die Gutschriften für die Holzverkäufe und die Abrechnungen für die Holzernte (Schlägerungen) den Erntejahren zugeordnet, also jenem Jahr in dem das Holz eingeschlagen und nicht wann es abgerechnet wurde. Nur so erhält man ein klares Bild der forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Ab dem Jahr 2018 wurde für die GGAG kein Holz mehr eingeschlagen, dafür bekam sie jährlich 500 m³ Hackschnitzel im Wert von € 13.300 von der Regionalenergie.

 

 

Die direkte Vergleichbarkeit der Ausschüttungen an die Mitglieder der Agrargemeinschaft und der Holzerträge der Gemeinde im Erntejahr ist nicht gegeben. Der Vergleich ist nur ein starkes Indiz für die Benachteiligung der Gemeinde. Es ist nun Aufgabe des gegründeten Arbeitskreises, die Zahlen direkt vergleichbar zu machen.